Fahrrad-
mechatronikerin

Name Veronika W.
Alter 43 Jahre
Region Salzburg/Linz
FiT Ausbildung Fahrradmechatronikerin
Ausbildungsstätte/Firma Zum rostigen Esel, Linz

Warum hast du dich für diese Ausbildung entschieden?

Ich bin eine leidenschaftliche Radfahrerin, vor allem Radreisen haben es mir angetan. Im ersten Coronajahr hatte ich ein Sabbatical und war viel alleine mit dem Rad unterwegs. Da habe ich mir gedacht, dass es gut wäre, die notwendigsten Dinge beim Fahrrad selber reparieren zu können. Dann habe ich bei verschiedenen Radwerkstätten gefragt, ob ich ein Praktikum machen könnte. Daraus hat sich dann die Ausbildung zur Fahrradmechatronikerin entwickelt.

Was machst du in der Arbeit genau?

Ich arbeite in einer Fahrradwerkstätte in Linz. Die meisten Kund:innen sind „Alltagsradfahrer:innen“. Wir reparieren eigentlich alles, aber hauptsächlich eben ganz normale Fahrräder, die schon in die Jahre gekommen sind. Wir schauen darauf, dass wir die Fahrräder langfristig gut erhaltenden. Es kommen aber auch Gravel Bikes, alte Rennräder oder Tandems zu uns. Auch Besitzer:innen von E-Bikes und Lastenfahrrädern gehören zu unseren Kund:innen. Wir machen jegliche Art der Reparatur.

Was braucht du für diese Tätigkeit?

Zuallererst eine Leidenschaft für Fahrräder und für die Technik. Auch eine hohe Frustrationstoleranz ist sicher von Vorteil. Manchmal hat man das Gefühl, dass es mit der Reparatur schon sehr gut läuft, dann scheitert man an einem Fahrrad wieder. Aber mit der Zeit verändert sich das. Es gibt halt viele verschiedene Arten von Schalttechniken und jedes Fahrrad ist anders. Hier ist einfach auch Geduld gefragt.

Wie hat dein Umfeld auf diesen Ausbildungsweg reagiert?

Sehr viele Freunde und Freundinnen haben es sehr positiv aufgenommen. Ich glaube, das kommt auch davon, dass ich es nochmal gewagt habe, was Neues zu machen und sich das manche auch insgeheim wünschen. Die Sehnsucht, was anderes auszuprobieren, ist bei vielen da, denke ich.

Was hat dir diese Ausbildung gebracht?

Das Arbeiten in einer Werkstatt bringt mir einfach extrem viel Freude. Ich bin vorher in der Öffentlichkeitsarbeit tätig gewesen und viel vor dem Computer gesessen. Es war zwar auch eine schöne Tätigkeit, aber das Arbeiten in einer Werkstatt finde ich einfach extrem befriedigend. Besonders, dass man den „Erfolg“ unmittelbar sehen kann. Ein fertig repariertes Rad  ist abgeschlossen, es freut mich und die Kundschaft und ich muss mir nicht länger Gedanken darüber machen. Auch das Arbeiten im Kollektiv, wir sind zu elft (3 Frauen und 8 Männer), macht mir extrem viel Freude.

Was war für dich die größte Herausforderung?

Das war ganz klar die Lehrabschlussprüfung, der Stoff ist sehr umfangreich. Ich war ja nicht in der Berufsschule, sondern in einem Wifi-Kurs, und habe die Theorie im Selbststudium erlernt, was schon viel Selbstdisziplin verlangt. Der Stoff reicht von Materialkunde über Gewindearten bis hin zum Aufbau von Elektromotoren. Ich bin sehr froh und erleichtert, dass ich die LAP positiv abschließen konnte.

Wer oder was hat dir geholfen, dein Ziel zu erreichen?

Ich bin generell eher eine „Durchbeißerin“, das hat mir sicher geholfen. Ich hatte einfach den Wunsch und ich wollte das unbedingt, auch wenn es anfangs schwer war. Die Perspektive, ein Handwerk zu erlernen, hat mich auch motiviert. Diesen Beruf kann ich auch in anderen Ländern ausüben, ein zusätzlicher Punkt, der mir wichtig war und ist. Der Nachhaltigkeitsgedanke hat mich auch motiviert dranzubleiben. Fahrräder wird es immer geben, sie sind fixer Bestandteil einer Welt mit nachhaltiger Mobilität.

Was war dein größtes Erfolgserlebnis?

Das Schöne an diesem Beruf ist, dass ich jeden Tag Erfolgserlebnisse habe. Wenn ich nach der Reparatur eine Probefahrt mache und das Rad geht wieder voll gut, dann ist das ein super Gefühl. Auch wenn Kundschaften anrufen und sich bedanken, freut mich das sehr.

Was möchtest du FiT-Teilnehmerinnen mit auf den Weg geben?

Dass FiT eine gute Möglichkeit ist, was Neues zu wagen, um nicht ewig in derselben Branche zu bleiben. Es ist eine geniale Möglichkeit, die finanziell abgesichert ist, um neue Wege einzuschlagen.

Was ist dir sonst noch wichtig zu sagen?

Es ist noch viel zu tun, was Frauen in Technikberufen betrifft. Auch bei uns in der Werkstatt passiert es, dass Kundschaften skeptisch sind, wenn sie die Frauen am Montageständer arbeiten sehen. Mechanikerinnen sind noch etwas Exotisches in der „Männer-Metaller-Welt“. Die meisten ließen sich aber schnell überzeugen, dass wir das ganau so können wie unsere männlichen Kollegen. Bei uns im Team steht außer Frage, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind. Dieser Rückhalt ist sehr wichtig. Dass wir Frauen in der Werkstatt auch ein Stück Pionierarbeit leisten, finde ich aber auch schön. Die Welt wird sich an Fahrradmechanikerinnen gewöhnen müssen.

Foto: istockphoto.com

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